Die
Europawelle Saar Heusweiler war seit 1936 Heimat eines Mittelwellensenders. Seit 1965 prägen die beiden 120-m-Masten der Betriebsantennen des größten deutschen Mittelwellensenders das Ortsbild. Am 2. Januar 1964 gab der damalige SR-Intendant Franz Mai den Startschuss für ein völlig neues und vielseitiges Radioprogramm unter dem Namen Europawelle, mit dem der Saarländische Rundfunk auf die fröhlichen Wellen von Radio Luxemburg reagierte. Neben Sportsendungen und Sendungen für Autofahrer sendete die Europawelle viele Musiksendungen. Die Europawelle Saar wurde zur Heimat später auch im Fernsehen bekannter Moderatoren wie Manfred Sexauer oder Dieter Thomas Heck. Ab 1973 standen in Heusweile zeitweise (tagsüber) 1,2 MW Senderleistung (2 Sender mit je 600 kW) zur Verfügung. Die Europawelle erreichte neben den Hörern im Saarland auch viele Radiohörer in ganz Deutschland und nach Einbruch der Dämmerung (Reflexion der Mittelwellen an der Ionosphäre) auch große Teile Europas und sogar Nordafrikas. Die Sendungen wurden, neben denen von Radio Luxemburg, auch in der DDR gerne gehört. Zum Schutz vor elektromagnetischen Störungen wurde über der nahegelegenen Autobahn ein riesiges Metall- Netz installiert. 1976 und 1993 wurde die Station bei laufendem Betrieb saniert, wobei man tagsüber auf einen 100-kW-Reservesender und den 50-m- Reservemast zurückgriff, während nachts mit 600 kW gesendet wurde. Vor allem in den Abend- und Nachtstunden war die Saarländer Mittelwelle 1422 kHz von Italien bis Skandinavien und in weiten Teilen Osteuropas gut zu empfangen. Kein Wunder, dass man sich besonders auch an Fernfahrer richtete. Selbst aus Asien und Australien kamen regelmäßig Empfangsberichte. Bei einer Tagesreichweite von 400 km war die Europawelle Saar war in West- und Südwestdeutschland für viele Jahre eine öffentlich-rechtliche Konkurrenz zu den fröhlichen Wellen von Radio Luxemburg auf der fast benachbarten Mittelwelle 1439/1440 kHz. Eine Zeit lang wurden sogar Kofferradios hergestellt, das eines oder beide dieser Programme per Taste direkt anwählen ließen. Ein Beispiel ist der "Golf Europa 102" von ITT Schaub Lorenz, mit der goldenen Europa-Taste. Dieses Kofferradio hatte ich sogar auch mal.
Am 23. November 1978 trat ein neuer Wellenplan in Kraft, der für zunächst elf Jahre die Zuweisungen für 10000 Lang- und Mittelwellensender in Europa, Afrika, Asien und Ozeanien regelte. Der Saarländische Rundfunk brachte sein Programm nun auf der leicht erhöhten Frequenz 1422 kHz.
"Treffpunkt von Millionen Hörern... SR 1 Europawelle Saar". Mit dieser längst historischen Karte bedankte sich der Saarländische Rundfunk 1978 für einen Empfangsbericht bei den entsprechenden Hörern Nachdem sich der UKW-Rundfunk endgültig gegen die Mittelwelle durchgesetzt hatte, die fröhlichen Wellen von Luxemburg nur noch plätscherten und private Konkurrenz dazugekommen war, erübrigte sich die Mittelwelle für den Saarländischen Rundfunk immer mehr. Als kleine ARD-Anstalt musste sich der Saarländische Rundfunk auch mit dem politischen Vorwurf auseinandersetzen, weshalb man sich eine so überdimensionierte Mittelwelle leisten wollte. Deshalb gab der Saarländische Rundfunk im Oktober 1994 die Mittelwelle auf. Am 1. Januar 1995 übernahm der Deutschlandfunk den Standort und ersetzte mit ihm die zuvor für Südwestdeutschland und das angrenzende Ausland eingesetzte Mittelwelle Mainflingen 1539 kHz. Nach wie vor wird mit 600 kW gesendet. Die Abschaltung des Mittelwellensenders bedeutet jedoch nicht, dass es den Sender deshalb nicht mehr gibt. Die exakte Bezeichnung lautet jetzt "SR 1 Europawelle" und kann derzeit über folgende Möglichkeiten empfangen werden: 1.) Terrestrisch analog über UKW
2.) Terrestrisch digital über DAB
3.) Digital über Satellit
4.) Analog über Kabel
5.) Per Webradio über das Internet
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