Die Mittelwellensender München-Ismaning

Der Standort Ismaning gehört zu den ältesten in der Geschichte des Hörfunks in Deutschland. Bereits 1932 wurde dort ein erster Sender für die Mittelwelle in Betrieb genommen, der als Ersatz des 1926 für die Deutsche Stunde in Bayern installierten Senders Stadelheim diente.

Über den Sender wurde am 28. April 1945 der Aufruf der Freiheitsaktion Bayern verbreitet. Zwei Tage später besetzten amerikanische Truppen die Sendeanlage.

Als Sendeantenne diente bis 1934 eine T-Antenne, die an zwei 115 m hohen freistehenden Holzfachwerk­türmen befestigt war. Die Türme waren aus dem Holz der amerikanischen Pech-Kiefer gebaut.

Da das Vertikaldiagramm der T-Antenne sich als ungünstig herausstellte, wurde der Einsatz einer Vertikal-Dipolantenne beschlossen. Hierzu wurde 1934 einer der beiden Holztürme abgebaut und auf einem 39 m hohen Holzsockel wiederaufgebaut. Nach Abschluss der Arbeiten hatte der neue Antennenträger eine Höhe von 156 Metern und mit den Auslegern, welche die Antenne trugen, waren es insgesamt 163 m.

Allerdings nagte der Zahn der Zeit zusehends an der Konstruktion, die den Spitznamen „Bayerischer Eiffelturm“ trug. Da der Turm anscheinend nicht mehr saniert werden konnte, wurde er am 16. März 1983 gesprengt. Bis heute sind jedoch dessen Betonfundamente und das Antennen-Abstimmhaus, welches unter der Turmkonstruktion stand, erhalten.

Für die Mittelwellenausstrahlung wird nun ein 171,5 m hoher, gegen Erde isolierter abgespannter Rohrmast genutzt, der 1969 fertiggestellt wurde. Er wird zur Erzielung einer flachen Abstrahlung (Schwundmindernde Sendeantenne) mehrfach gespeist und ist dazu jeweils in 56 und 117 m Höhe durch Trennisolatoren elektrisch unterbrochen.

  

Sendemasten Ismaning, der bis 1994 betriebenen Frequenz 1107 kHz.
Der nordöstliche der beiden Masten wurde Ende April 2010 abgebaut.
Im Hintergrund sieht man den 171 m hohen Rohrmast für die Frequenz 801 kHz.

Mittelwelle 729 kHz (Kleinsender Würzburg & Hof)

Der BR-Sendemast Würzburg-Frankenwarte war ein 1958 errichteter, 111 Meter hoher abgespannter Stahlfachwerkmast des Bayerischen Rundfunks auf der Frankenwarte. Er diente zur Verbreitung von Hörfunkprogrammen im UKW- und MW-Bereich sowie von Fernsehprogrammen. Die Antenne für den Mittelwellensender und war gegen Erde isoliert.

Bemerkenswert war, dass der Mittelwellensender bis 1999 zusammen mit dem Sender Hof auf der außerhalb des offiziellen MW-Bereichs gelegenen Frequenz 520 kHz arbeitete und deshalb trotz seiner geringen Leistung von nur 200 Watt in bis zu über 150 km Entfernung empfangen werden konnte. Dieser Sender war somit ein ideales Werkzeug, um die Empfangsbedingungen im MW-Bereich zu testen. Da aber viele moderne Radios die bisherige Frequenz des Hofer Senders 520 kHz, welche nicht im offiziellen Mittelwellenband liegt, nicht mehr empfangen konnten, erfolgte im Zuge des Neubaus eine Frequenzänderung auf 729 kHz. Seit dem 20. Dezember 1999 sendete er nun konstant auf der neuen Frequenz. Der Sender Hof (Hohensaas) sendete mit dem Sender Würzburg (Frankenwarte), wie auch schon zuvor, auf gleicher Frequenz im Gleichwellenbetrieb.

Der über 50 Jahre alte Turm Würzburg-Frankenwarte war in den letzten Jahrzehnten zwar mehrmals verstärkt worden, um das Gewicht der modernen Antennen tragen zu können, hatte aber zuletzt seine maximale Tragfähigkeit erreicht. Der neue Sendeturm  war nach rund einjähriger Bauzeit im Juli 2010 in Betrieb gegangen. Am 31. Mai 2011 wurde der alte BR-Sendemast gesprengt.

Der Sender Hof (Hohensaas) war ein 1978 errichteter Mittelwellensender des Bayerischen Rundfunks für Hörfunk. Die Sendeanlage stand direkt neben der Wetterstation des Deutschen Wetterdiensts an der Straßenecke Hohensaas/Hohe Straße gegenüber dem Bauhof des Landkreises Hof. Als Antennenträger kam seit 1999 ein 74 Meter hoher obengespeister Stahlfachwerkmast zum Einsatz. Da der Sendemast die technischen Anlagen der Bundeswehr in der nahen Hochfranken-Kaserne störte, wurde er am Morgen des 28. Oktober 2018 gesprengt. Das Versorgungsgebiet erstreckte sich auf das Stadtgebiet von Hof (Saale) und auf Teile der Landkreise Hof, Vogtland (Sachsen) und Saale-Orla (Thüringen).

Bayern Plus [ABGESCHALTET]

kHz

Sender • Standort

Ende

Abriss

Leistung Region Koordinaten

729

Hof-Hohensaas (Kleinstsender) • Wolf-Weil-Str. 3

24.11.2016 28.10.2018 0,2 kW Bayern 50.31319°N, 11.87553°E

729

Frankenwarte • Würzburg

30.09.2015 siehe oben 1 kW Bayern 49.7805868°N, 9.90603°E

Mittelwelle 801 kHz (Ismaning & Dillberg)

Nach langjähriger Ausstrahlung des Programms "Bayern 1" diente die Frequenz 801 kHz mit 100 kW (Ismaning), 801 kHz mit 17 kW (Dillberg), 729 kHz mit 1 kW (Würzburg) und 729 kHz mit 0,2 kW (Hof) seit dem 8. Oktober 2007 zur Verbreitung des Jugend-programmes "Bavarian Open Radio", das am 5. Mai 2008 in "on3-radio" umbenannt wurde. Seit dem 10. Januar 2011 wurde das Schlager- und Volksmusikprogramm "Bayern plus" abgestrahlt (Sendeleistung bis 1994: 600 kW, danach 100 kW EMRP). Am 30. September 2015 erfolgte die endgültige Abschaltung aller bayerischen MW-Sender. Am 21. Juni 2017 erfolgte die Sprengung des Mittelwellenrohrmastes Ismaning. Die anderen Masten werden bis heute für digitale Radio- und TV-Übertragung sowie UKW (FM)  genutzt. Auch am Sender Dillberg wurden die Gerätschaften für die Mittelwelle abgebaut. Die Sendemasten werden ebenfalls noch für die digitale Radio- und TV-Übertragung sowie auch UKW (FM) verwendet.

Bayern Plus

kHz

Sender • Standort

Ende

Abriss

Leistung Region Koordinaten

801

München-Ismaning

30.09.2015 21.06.2017 100 kW Bayern 48.250555°N,11.750436°E

801

Dillberg

30.09.2015

siehe oben

17 kW Bayern 49.323482°N, 11.380747°E

Mittelwelle 1107 kHz (Ismaning)

Der vom Bayerischen Rundfunk betriebene Mittelwellensender strahlte bis 1994 auf der Frequenz 1107 kHz das Programm AFN aus. Sowohl der Sender als auch der südwestliche der beiden Antennenmasten sind noch vorhanden, jedoch außer Betrieb.

Mittelwelle 1197 kHz (Ismaning)

Auf der Frequenz 1197 kHz strahlte die "Voice of America", später "International Broadcasting Bureau" diverse Programme aus: Beispielsweise "VoA Europe", und seit den Jugoslawienkriegen in den 1990er Jahren Sendungen in serbischer und kroatischer Sprache von Radio Free Europe. Seit dem 27. März 2005 ist der Sender abgeschaltet. Die Anlage ist seit Ende 2007 vollständig demontiert.

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